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Interview mit FIGHTER V (22.04.2022)
Die Schweiz ist in Sachen Melodic-Hard Rock / Metal seit je her ein sehr guter Nähboden. Bands wie CHINA, GOTTHARD, ELUVEITIE oder SHAKRA prägen seit Jahrzehnten das Gesicht dieser Szene und haben es in ihrem jeweiligen Segment unumstritten zu weltweitem Ruhm gebracht. Aber auch die Newcomer im Land der Eidgenossen sollte man nicht außer Acht lassen, da es in stetiger Regelmäßigkeit Emporkömmlinge gibt, die es bis ganz nach oben schaffen, siehe als jüngstes Beispiel die Ladies von BURNING WITCHES. Somit ist es Chronistenpflicht, sich immer mal wieder, insbesondere dann, wenn es Terminplanung und Tourpläne erlauben, die ein oder andere Band anzusehen, deren Potential dazu angetan ist, in die Fußstapfen der oben aufgeführten Heroen zu treten.
Ein heißer Kandidat, eben solches zu schaffen, sind seid ihrem von H.E.A.T Keyboarder JONA TEE produzierten Debüt „Fighter“ die Männer von FIGHTER V. Mit dieser Scheibe gelang den in Luzern beheimateten Melodic Rockern aus dem Stand mehr als nur ein Achtungserfolg, zumal sich an die Veröffentlichung der Platte im Oktober 2019 eine Tour mit THE NEW ROSES anschloss, die die Band durch halb Europa führte. Die Tournee als Support für AXEL RUDI PELL hingegen musste aufgrund der Covid-19 Misere ins Jahr 2023 verschoben werden.
An diesem Abend haben sich FIGHTER V im „Bruch Brothers“ angesagt, ein Kult-Schuppen im Herzen von Luzern, der zu den kleinen aber feinen Live-Locations der Schweiz zählt, die man einfach „gespielt haben muss“. Wir treffen die Band in kompletter Besetzung im provisorischen Backstagebereich, der aufgrund des Platzmangels neben den Bandmitgliedern und deren Anhang auch die Flightcases des Tourtrosses aufnehmen muss.
FIGHTER V Line-Up:
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Emmo Acar: Vocals
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Felix Commerell: Keyboards
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Lucien Egloff: Drums
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Thomy Gunn: Guitars
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Roman Stalder: Bass
Bevor es losgeht, spendiert die Band uns noch einen schmackhaften Hopfentrunk zur Stärkung, den die Jungs selbst dringend nötig hätten, denn noch in der Nacht geht es weiter ins 700 km entfernte, Belgische Gent, wo keine 24 Stunden später das erste Auswärtsspiel der Saison auf dem Plan steht. Diese Strapazen sind dann auch das erste Gesprächsthema mit Keyboarder Felix Commerell und Bassmann Roman Stalder, bevor das Quintett vollständig versammelt ist. Die beiden sehen die Sache allerdings recht locker und betrachten diese Kraftanstrengung als willkommene Generalprobe für die anstehenden Tourneen.
Grüezi miteinander, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt!
FIGHTER V: Also dann: PROST!
(Nachdem sich alle Beteiligten zugeprostet haben, kann es losgehen.)
Meine erste Frage soll eine Art Vorstellungsrunde einläuten: wie seid ihr zur Musik gekommen, warum muss es unbedingt 80er Melodic Rock sein und kein Hip-Hop – angesichts eurer Jugend eine Sache, die man klären muss..fangen wir bei dir an, Emmo...
Emmo: (lacht) Wie lange habt ihr denn Zeit? Ich hab da ne Menge zu erzählen...
Kein Problem, leg los...
Emmo: Ok! Ich bin mit etwa 14 Jahren zur 80er Rockmusik gekommen, habe damals aber zunächst die Urgesteine, Bands wie GUNS´N´ROSES oder MÖTLEY CRÜE gehört. Ich hab damals als Gitarrist angefangen und nach und nach hat sich auch die Qualität der Sachen, die ich gehört habe, verändert. Guns und Mötley liebe ich immer noch, aber später kamen dann die Bands, die vom Gesang und dem Sänger dominiert wurden, wie JOURNEY oder FOREIGNER, wo es nicht im Vordergrund stand, wie geil man aussieht, sonder der Fokus auf den Songs liegt. Egal, welches Album du nimmst, egal, in welcher Zeit du bist – du hörst diese Musik und es ist einfach geil! Und ich denke, das ist immer noch so. Ich kenne Leute, die diese Musik gar nicht wahrgenommen haben, aber sobald sie solche Platten hören, sagen: „Was für ein Sänger, was für ein Song!“.
Und das ist das, was mich auch persönlich fasziniert und das ist auch der Grund, warum ich Melodic Rock mache. Ich höre allerdings auch gerne andere Sachen, R´n´B, Funk oder Soul, teilweise sogar Hip-Hop. Aber die 80er Melodic Sachen sind einfach zeitlos, auch hier im Laden läuft JOURNEYs „Don´t Stop Believing“.
Der nächste in der Runde bist du, Roman. Wie war das damals bei dir?
Roman: Mich haben meine Brüder beeinflusst. Die beiden haben zwar eher Metal gehört und ich bin dann mit 10 Jahre zum Gitarrenunterricht gegangen, habe aber dann immer mehr Gitarrenmusik gehört und gemacht, mit 17 hatte ich meine erste Band, habe dann weitergemacht mit Hard Rock und jetzt mit FIGHTER V gehen wir ja noch mehr in Richtung 80s – das passt einfach!
Wie bist du zur Musik gekommen, Lucien?
Lucien: Tja – was soll der Schlagzeuger erzählen? (Gelächter in der Runde)
Bei mir hat es tatsächlich angefangen, als ich noch ganz klein war, mit kleinen Trommeln. Dann hatten wir irgendwann in der Schule ein Bandprojekt und ich dachte mir: warum nicht? Seitdem hat es mich nicht mehr losgelassen. Ich stand in der ersten Schülerband, nach der Schülerband ging es weiter und ich hab dann so mit 11 Jahren in einer „richtigen“ Band gespielt,
zunächst Metal, danach dann Nu-Metal, fand ich sehr cool. Ich kann mich noch erinnern, als ich Joey Jordison (Drummer bei SLIPKNOT) bei einem Livekonzert gesehen habe, dachte ich: Fuxx, was ist das? Wieso ist der so schnell, so schnell mit den Füßen? Am nächsten Tag bin ich dann in einen Second Hand Store gegangen und kaufte mir ein wirklich übles Double-Bass Pedal, das Teil war eigentlich nichts mehr wert, aber ich wollte es haben.
Dann haben wir irgendwann HAIRDRYER gegründet, da kam dann mehr das 80s Feeling hinein – wie Emmo schon gesagt hat: das ist einfach zeitlos. Ich bin noch knapp in den 80ern aufgewachsen, also ich bin 89er Jahrgang, aber ich empfinde keine Nostalgie, wenn ich diese Musik höre. Viele haben nostalgische Erinnerungen – habe ich nicht. Aber es packt einen, weil es melodisch ist, eingängig und gute Laune macht. Und das ist auch der Hauptgrund, warum ich Musik mache: weil es mir Spaß macht, diese Musik zu spielen und ich merke, dass ich diese Freude weitergeben kann. Wenn es irgendwann keine Freude mehr macht, muss man aufhören.
Kommen wir zum Tastenmann. Wie waren deiner ersten, musikalischen Gehversuche, Felix?
Felix: Ich hab damals auf dem alten Klavier meines Vater angefangen zu spielen. Ich wollte das einfach auch immer können. Ich war schon immer sehr breit aufgestellt, was meinen Musikgeschmack angeht. Zum Rock bin ich dann aufgrund der CDs meines Vaters gekommen, habe SANTANA oder JOE SATRIANI entdeckt, das waren so meine ersten Einflüsse. Dann will man natürlich mehr entdecken und erkundigt sich, was es sonst noch so gibt. Danach bin ich mehr auf die 80er Rockmusik gekommen. Für mich als Keyboarder ist es sehr naheliegend, 80s Melodic Rock zu spielen, da kann man sich ausleben und macht nicht nur im Hintergrund ´nen Teppich, sondern hat einen wichtigen Part inne.
...Du hast ja auf der ersten Platte durchaus eine Menge tragender Elemente...
Felix: Stimmt, das war mir auch wichtig, dass ich einen wichtigen Beitrag leisten kann und es mir beim Spielen nicht langweilig wird. Ich brauche schon noch die Herausforderung.
THOMY, wie war das mit deinem musikalischen Werdegang?
Thomy: Mein Bruder Costa war derjenige, übrigens selbst ein toller Gitarrist und Gitarrenlehrer, der mir, als ich gerade vier Jahre alt war, das Gitarre spielen beigebracht hat. Der erste Song, den er mir gezeigt hat war AC/DCs „Dog Eat Dog“. Seit dieser Zeit war mir mein Weg klar. Mein Traum damals wie heute ist: einfach nur spielen! Mein Bruder hat mir gezeigt, worauf ich achten muss, worauf es beim Spielen ankommt. Er hat damals die Musik ganz anders gehört als ich, damals war ich noch zu jung, da habe ich noch nicht alle Facetten herausgehört. Costa hat mir auch eingetrichtert, wie wichtig die Basics sind, dass es wichtig ist, die Scales zu üben, auch 10 bis 12 Stunden pro Tag...das hab´ ich beherzigt. Manche Techniken verstehst du erst mit der Zeit, wenn du sie immer und immer wieder übst, er wusste das damals schon, ich habe es später erst wirklich verstanden. Ich habe mich dann in die Musik so sehr hineingesteigert, habe alles drum herum vergessen. Ich bin dann aber doch musikalisch in den 80ern hängengeblieben, denn da schlägt mein Herz ein bisschen anders als gewöhnlich.
Wie lange gibt es FIGHTER V schon?
Lucien: Wie eben schon kurz erwähnt, gab es vor FIGHTER V das Projekt HAIRDRYER, das 2009 gestartet ist. Davor war ich noch mit den beiden Troxler -Brüdern in einer Coverband, 2019 sind wir dann mit FIGHTER V gestartet.
Seit eurem Debüt „Fighter“ von 2019 ist ja einiges passiert. Ihr hattet einige Umbesetzungen. Wie kam es dazu?
Lucien: Das Ganze begann damit, dass Dave, unser ehemaliger Sänger, die Diagnose Sulcus Vocalis bekam. Die Ärzte sagten ihm, dass er so etwas wie Touren oder ständiges Singen vergessen kann. Da er ein sehr konsequenter Mensch ist, hat er sich dazu entschieden, auszusteigen. Während der Suche nach einen neuen Sänger haben sich dann die beiden Brüder entschieden, ohne Dave nicht mehr weitermachen zu wollen, da unser damaliger Gitarrist Marco zusammen mit Dave auch das Songwriting gemacht hat. Der Druck auf Marco war dann wohl zu groß, weil es mit einem neuen Sänger hätte funktionieren müssen.
Nach dieser Ansage haben wir uns dann zusammengesetzt und ein Bier getrunken und uns gefragt: was wollen wir? Wollen wir noch weitermachen? Für uns war dann aber schnell klar, dass wir weitermachen wollen. Als wir dann die anderen Jungs informiert haben, dass wir weitermachen werden, haben die uns bestärkt und gesagt: unbedingt! Macht auf jeden Fall weiter, wenn ihr Spaß daran habt! Dann haben wir Emmo gefunden...
Ja Emmo, da kommst du nun ins Spiel. Wie bist du als Saarländer zu den Eidgenossen gestoßen?
Emmo: Ich kannte die Jungs vorher über Facebook und mein erster Eindruck war: das klingt so geil wie H.E.A.T, aber doch irgendwie anders. (Gelächter in der Runde) Spaß beiseite. Ich bin auch ein sehr großer H.E.A.T Fan und das hat mich sehr angetriggert. Ich dachte: was wäre das geil, mal für die zu Singen. Damals war die Erkrankung von Dave noch gar nicht offiziell bekannt. Irgendwann kam dann die Chance und ich habe gelesen, dass sie einen Sänger suchten. Ich habe dann den Kontakt hergestellt. Es hieß dann für die Audition: schick mal zwei Nummern – ich hab dann glaube ich fünf geschickt, hatte die dann irgendwie zusammengebastelt, um noch meine Mixing-Künste zu zeigen und scheinbar hat es ausgereicht, so dass die Jungs gesagt haben: ok, das passt. Außerdem schreibe ich auch Songs, so dass es für die Band auch hier wohl auch ein zusätzliches Argument war.
Für mich war das wie ein großer Segen. Ich wollte schon immer Melodic Rock machen mit jungen Leuten, die ambitioniert sind. Man kennt zwar viele, die diese Musik hören, aber meistens sind die, die diese Musik selber spielen schon in einem gewissen Alter und es ist selten, dass Junge Leute diese Musik spielen. Felix und Roman z.B. sind im Vergleich zu mir noch sehr jung. Es ist jetzt einfach eine Riesenchance, meinen Traum zu verwirklichen!
2019 habt ihr euer Debüt „Fighter“ veröffentlicht und seid danach dann ja auch kurz auf Tour gegangen...
Felix: Ja, wir hatten eine kurze Tour mit THE NEW ROSES, die war sehr cool, das waren an vier Wochenenden jeweils drei Shows – da konnten wir wirklich mal das Wochenend-Tourleben antesten. Donnerstag losfahren und dann drei Gigs spielen. Einmal gab es dann noch eine Show mit KISSIN´ DYNAMITE am Sonntag – da waren es dann vier Konzerte am Stück. Das war einfach eine Hammer-Erfahrung von Anfang an. Da hatten wir dann zudem noch unsere Feuertaufe, als der Hauptact ausgefallen war, weil Timmy Rough eine Blutvergiftung hatte und wir den Abend schmeißen mussten, wirklich eine Wahnsinnserfahrung.
Und dann erstmal Sendepause...
Lucien: Genau, dann kam Corona. Wir hatten noch einen Gig in Deutschland mit JOHN DIVA, Oktober 2020. Das war dann erstmal der letzte Auftritt. Man kann natürlich auch sagen, dass durch die Konstellation mit Dave uns Corona auch Zeit gegeben hat, neue Leute zu finden, sich einzuspielen, dass das wieder funktioniert. Das war nicht selbstverständlich. Es hat uns Luft gegeben. Durch die nochmalige Verschiebung der AXEL RUDI PELL Tour auf 2023 haben wir das Glück, mit einem neuen Album dann die Tour bestreiten zu können.
Á propos neues Album: Was ist denn genau geplant?
Lucien: Zur Zeit sind wir voll im Songwriting, haben schon Studiozeit geplant und haben alles aufgegleist um ins Studio gehen zu können. Das ist für den Spätsommer geplant. Release sagen wir aber noch nicht (lacht).
Aber wir erfahren es zuerst, oder? (Gelächter in der Runde)
Lucien: Klar, logo! Was feststeht ist: Wir werden mit dem neuen Album 2023 auf Tour mit AXEL RUDI PELL gehen! Wir haben gutes Material.
Emmo: Vielleicht können wir schon verraten, wo wir die Scheibe aufnehmen werden. Wir gehen in das Land, in dem der Melodic Rock boomt! Wir gehen nach Schweden!
Das Studio steht fest, der Produzent steht fest?
Lucien: Ja! Verraten wir aber noch nichts. (lacht)
Als Thomy bei euch eingestiegen ist, habe ich mir eure erste Platte angehört und muss sagen: sehr gutes Material. Wie waren die Reaktionen auf „FIGHTER“?
Lucien: Sehr gut – durchweg positiv. Wir hatten 2019 eine geile Scheibe rausgegeben und Corona hat uns dann voll ausgebremst. Die Erfahrung, die Platte zu machen aber, war richtig geil. Jona Tee, unser Produzent, hat da echt tolle Arbeit abgeliefert. Wir hatten mit HAIRDRYER schon Studioerfahrung gesammelt, aber mit FIGHTER V sind wir nach Schweden gegangen, auf eine Schweinefarm... (Gelächter in der Runde)
Tatsächlich?
Lucien: Ja, das war ein Freund von Jona, der auch selber ´ne Band hat. Der hat das Studio dort eingerichtet – just for fun und Jona hat gesagt: gutes Studio, gutes Equipment, wir nehmen da auf. Nebendran stand ein kleines Ikea Häuschen, weit ab vom Schuss, irgendwo in der Pampa, aber du konntest dich richtig auf die Musik konzentrieren und das Coole war: Jona hat sich die Demos angehört und die Rohdiamanten richtig schön geschliffen.
Und jetzt wird noch einer draufgesetzt, oder?
Lucien: Ja logo – müssen wir! Geht nicht anders!
Wie seid ihr auf THOMY als neuen Gitarristen gekommen? Ihr kommt aus Luzern und da ist der Schwarzwald, in dem Thomy beheimatet ist, ja nicht gerade um die Ecke...
Felix: Also, wir haben ein Video von Thomy und seinem Bruder gesehen...
Roman: Das kam doch über einen Kollegen von dir, den hast du gefragt, ob er jemanden kennt, der Gitarre spielt...
Lucien: Ja genau. Ich habe Kevin gefragt, ob er jemanden kennt, der Gitarre spielt, 80s und so. Der hat dann gesagt: ja ich, ich liebe die 80s alles super – aber ich spiele schon in einer Band...und mache Metalcore...(Gelächter in der Runde). Und dann hat Kevin mir von den beiden Brüdern erzählt...Thomy haben wir dann angeschrieben, danach telefoniert und es hat gepasst.
Dann bist du in die Schweiz gefahren, Thomy und hast den Jungs hier erstmal kräftig eingeheizt, oder?
Thomy: Sozusagen: ja! Wir haben uns dann getroffen und die Chemie hat direkt gestimmt. Es ist mir auch total leicht gefallen, mich in die Band einzugliedern. Es hat sich angefühlt, als ob ich schon sehr lange mit der Band gespielt hätte. Das Lernen der Songs ist mir leicht gefallen, weil das genau die Musik ist, die ich liebe und spielen möchte.
Felix: Das war überhaupt krass, wie schnell du das hinbekommen hast...
Ihr hattet dann etwa vier Wochen später direkt die Feuertaufe, oder?
Thomy: Es war nicht mal ein Monat...
Felix: Vor dem ersten Konzert in der neuen Formation waren wir natürlich total aufgeregt. Wie funktioniert das Zusammenspiel – klar du kannst proben, wir haben auch auf ´ner Bühne geprobt, um in das Bühnenfeeling reinzukommen – aber auf der Bühne vor Publikum zu stehen ist immer etwas anderes. Aber es hat gepasst, die Show war geil. Es sind auch einfach diese kleinen Sachen wie ein Blickkontakt, mit dem man sich anheizt und gegenseitig anfeuert.
Thomy: Ich denke, die Chemie passt. Auf der Bühne sind wir irgendwie alle miteinander verknüpft und das in dieser kurzen Zeit! Seid mal gespannt, was da demnächst noch kommen wird...
Emmo, wie siehst du das?
Emmo: Es ist enorm wichtig, dass gerade zwischen Sänger und Gitarrist in einer Band die Chemie stimmt. Als in den Dude hier (deutet auf Thomy) in dem Video gesehen habe, war ich direkt bei ihm. Ich war direkt in sein Spiel verliebt, in das Gefühl, das er ´rüberbringt, einfach in alles. Dann habe ich ihn kennengelernt und die Sache wurde noch besser: wir haben dieselben Vorlieben bei Bands und es passt auch von der Mentalität her. Thomy ist gebürtiger Grieche, ich Türke und das ist von der Mentalität her nicht allzu weit voneinander entfernt Die Mentalität ist so close, dass wir die zwei Knallköpfe sind, die sich immer wieder zusammentun. Auf gut Deutsch: es passt wie Arsch auf Eimer. (Gelächter in der Runde) Sowohl auf der Bühne als auch menschlich ist es einfach toll.
Thema: Musikalische Vorbilder...
FIGHTER V: H.E.A.T,FM, GIANT, OZZY, WHITESNAKE, STEVE VAI...
Emmo, du spieltst nebenbei noch in einer WHITESNAKE Cover Band...
Emmo: Ja, richtig. Darf ich den Namen hier nennen?
Ja sicher!
Emmo: Die Band hießt COVERSNAKE und da covern wir alte WHITESNAKE Sachen von den frühen bis zu den späten 80ern, ich bin auch ein großer Fan. So kam das alles. Aber wie schon gesagt: in einer Melodic Rock Band mit jungen Leuten zu spielen, die gut sind und Bock haben, war immer schon mein Traum. Mann, ich liebe WHITESNAKE, die haben für mich einen besonderen Stellenwert, aber mit FIGHTER V kreieren wir jetzt etwas Eigenes, da setzt du was in die Welt, du hinterlässt etwas und das muss man auch anders behandeln.
Wie sieht das mit dem Rest der Band aus? Habt ihr Idole oder gilt für euch der alte Spruch „No Gods, no Masters“?
Roman: Ich persönlich habe mir nie vorgenommen, zu werden wie der oder der. Es gibt so viele, die geil sind. Ursprünglich war ich ja mal Gitarrist, für FIGHTER V bin ich auf den Bass gewechselt, aber wirkliche Vorbilder gab es nicht. Ich finde zwar viele Bands super, aber festlegen würde ich mich nicht. ALEXI LAIHO (CHILDREN OF BODOM) finde ich krass...
Lucien: Einen, den ich immer bewundert habe ist Nicko McBrain von IRON MAIDEN. Die spielen schon so lange...immer wenn ich sie auf der Bühne sehe...die Energie, der Spaß vor allem, du merkst: sie lieben, was sie machen. Das ist so schön und die ganze Energie geht auf das Publikum über und deshalb liebe ich ihn als Drummer. Aber darüber hinaus gibt es so viele gute Drummer, verschiedene Stile...PHIL COLLINS finde ich auch noch richtig krass.
Felix: Ich finde es schwierig, da Namen zu nennen, es gibt so viel Gutes. Musikalisch bin ich sehr breit gefächert und habe auch gern Einflüsse anderer Musikrichtungen, wenn es passt. Einen großen Einfluss auf mich hatte die Zusammenarbeit mit Jona Tee. Ihn zu erleben, auch im Studio, welche Ideen er noch eingebracht hat, wie er an die Sache herangegangen ist, war einfach super. Er ist ein Genie in allen Bereichen, ist auch ein begnadeter Drummer, Gitarrist, Sänger – ein Multitalent. Was er für H.E.A.T gemacht hat und immer noch macht, ist phänomenal. Als Vertreter eines anderen Genres gefällt mir CORY HENRY, auch das, was er mit der Hammond-Orgel macht. Auch aus solchen Bereichen kann man sich inspirieren lassen. Eine Hammond hat immer Platz.
Inspiration ist in der Musik von zentraler Bedeutung. Habt ihr ein Lebensgefühl, das ihr transportieren möchtet?
Emmo: Ja, sicher, das ist schon richtig. Wenn ich Musik höre, dann denke ich ja an etwas. Du verbindest sie mit Erinnerungen an deine Kindheit oder mit anderen Momenten aus deinem Leben. Es kommt natürlich darauf an, welche Art 80s Musik du hörst. Es gab ja soviel in den 80ern...ich fahre sehr gerne Offroad und hab dann gerne Spaß, denke an bestimme Songs, du träumst, dass du in LA bist und den Sonnenuntergang siehst, denkst an Top Gun oder Miami Vice, denkst an Strand, Palmen, Sonne...an gute Laune. Oder auch an Songs wie „Separate Ways“, wo es um Drama und Energy geht, nächtliche Atmosphäre...da gibt es so viel...für jede Phase, jedes Gefühl, gibt es irgendwo ´ne Band, die dazu den passenden Song geschrieben hat.
Lucien: Du kannst das auch auf die Filme der 80er referenzieren. Man hat da die Happy-Side mit z.B. „Back To The Future“ und die Dark-Side mit „Blade Runner“ oder „Terminator“, das Apokalyptische, die Power. Man will das Gefühl dieser Zeit transportieren. Oder – wenn du einen bestimmten Song hörst, hast du Bock, ins Gym zu gehen...
Wer schreibt denn die Songs fürs neue Album?
Emmo: Das ist bei uns gerade das „Problem“, was eigentlich eine Bereicherung darstellt, denn die Jungs sind alle begnadet. Die Angst, die zunächst nach dem Abgang der bisherigen Songwriter vorherrschte, stellt sich nun als unbegründet heraus, weil jeder von uns Songs schreibt. Am Ende ist es die Schwierigkeit, einen roten Faden zu finden, dass alles wie aus einem Guss kommt und dann so klingt, wie von einer Band und nicht wie von fünf verschiedenen Leuten. Also eigentlich schreibt von uns jeder Songs.
Felix: Man kann aber schon sagen, dass der Hauptteil von Emmo kommt. Er ist da sehr fleißig, gibt alles, um Songs abzuliefern. Wir sind jedes mal begeistert. Das wird geil, das nächste Album! Wir freuen uns sehr!
Emmo: Roman hat auch tolle Ideen, tolle Songs. Am Ende ist es die Kunst, das alles zusammenzufügen und ein Album als Einheit zu schaffen.
OK. Kommen wir zu einer sehr wichtigen Frage für eure weiblichen Fans. Wie sieht es denn mit eurem Beziehungsstatus aus, die Groupie-Frage, sozusagen...
Thomy: Bei mir ist die Sache sehr einfach: Ich spiele die Lead-Gitarre, Solo-Gitarre, also: Solo! (Gelächter in der Runde). Der Rest der Band ist zum jetzigen Zeitpunkt in festen Händen...
Zum Abschluss haben wir für euch unsere Spezialfrage, die wir unseren Interviewpartnern immer stellen: Welche Frage, die ihr immer schon einmal gerne beantwortet hättet, ist euch bisher noch nie gestellt worden?
Thomy: Ich hätte da ´ne Frage: Was würdest du deinem Ich sagen, wenn du die Möglichkeit hättest, 15 Jahre zurück in der Zeit zu reisen?
Deine Antwort darauf?
Thomy: Bleibt dir selber treu, lass dich nicht verbiegen, denn der Weg wird sich zeigen.
Emmo: Mir fällt gerade eine Frage ein, eigentlich eine komische Frage, aber das ist genau die Frage, die mich gerade persönlich sehr beschäftigt: Warum machst du das hier und ist es das wert und wie anstrengend ist das?
Ich kann nur sagen: es ist fuxxing anstrengend, aber das wird immer als selbstverständlich wahrgenommen. Nicht weil ich selber Sänger bin, aber ich mache die Erfahrung, dass du als Sänger immer funktionieren musst, du musst immer abliefern und kannst dir nicht erlauben zu sagen: ey sorry – heute is nich...auch wenn du krank bist ziehst du den Gig durch, nimmst zu Hause auf. Ich bin heute sicher nicht in Topform, aber dennoch muss die Show weitergehen und die Kunst ist es, den Leuten, die gekommen sind, das zu geben, was sie sehen wollen. Die Arbeit, die dahintersteckt, ist Wahnsinn. Das habe ich mit diesen Jungs hier erst richtig gemerkt. Vorher habe ich das zwar auch irgendwie geahnt, aber so intensiv wie jetzt war es für mich noch nie.
Dennoch ist es die Sache wert. Wenn du am Ende so besessen bist von der Musik, dass du einfachst nur machst ohne nachzudenken..wenn wir aufbauen, abbauen, wenn wir bis zwei Uhr Nachts für irgendwas rausgehen und die anderen denken: ihr seid doch doof...aber so ist das halt: man ist angefixt, man lebt dafür – that´s it!
Lucien: Es ist die Sache dann wert, wenn du spielst. Für mich persönlich ist es während des Spiels ein Gefühl wie im freien Fall – ein Flow. Das habe ich mit den Jungs. Das ist für mich die Bestätigung und der Antrieb, weiterzumachen. Vor dem letzten Gig vor zwei Wochen war das auf der Probe so und nach diesem Feeling wirst du süchtig nach diesem Moment und für diesen Moment vergisst du alles drumherum, alles ist egal. Morgen um 6 Uhr nach Belgien fahren – scheißegal...
Thomy: Genau, dieses Gefühl macht süchtig. Es ist die Selbstverwirklichung, wir leben in diesem Moment und diesen Moment muss man genießen.
Lucien: Ich hätte da noch ´ne dumme Frage...: Warum ziehst du immer die Schuhe aus, bevor du dich ans Schlagzeug setzt? (Gelächter) Ja, ich hatte mal gedacht, wenn du ohne Schuhe spielst, hast du mehr Feeling und seit dem mache ich das.
Roman: Aber die Hosen bleiben an, da bin ich froh...(Gelächter in der Runde).
Wir halten also fest: es kommt nicht zum Äußersten! Mir bleibt nur, mich bei euch für dieses sehr sympathische Interview zu bedanken. Wir freuen uns auf die Show!
Lucien: Vielen Dank auch an euch! Ich möchte mich hier auch noch einmal ausdrücklich bei unseren Helfern bedanken, ohne die das hier alles nicht möglich wäre, Dank an unseren Tontechniker, der uns morgen nach Belgien fährt, der das hier alles immer mitmacht und auch vielen Dank an unsere Ladies.
Thomy: ...und an meine Gitarre....(Gelächter)
Danke für das Schlusswort, Thomy!